Oberrad
Südlich des Mains zwischen Sachsenhausen, Stadtwald und Offenbach liegt Oberrad und ist geprägt durch weitläufige Felder von Gartenbau- und Gärtnereibetrieben. Uns ist Oberrad vor allem als das "Gärtnerdorf" bekannt - schließlich wachsen hier die sieben Kräuter, die in das Frankfurter Nationalgericht, die Grüne Soße, kommen. Wir haben die Wahl zwischen Straßenbahn und Fahrrad und entscheiden uns für das Rad, denn wir wollen möglichst viel entdecken.
Heute ist wieder ein schöner sonniger Tag, der zum Eisessen einlädt, und wir sind gespannt, ob wir das Grüne-Soße-Eis finden, von dem wir vorher schon gehört haben!

Bei der "Anreise" von Sachsenhausen erhaschen wir einen Panorama-Blick über den Stadtteil, der von hier nahezu dörflich wirkt und komplett von Grün umgeben ist.
Über den Oberräder Fußweg, der parallel zur Offenbacher Landstraße führt, gewinnen wir einen ersten Eindruck über die Dimensionen der Gartenbaubetriebe und Felder. Sie prägen die komplette Umgebung und von hier gibt es einen wunderschönen freien Blick in Richtung der Frankfurter Skyline, die ca. 4 km Luftlinie entfernt liegt.
Hier gefällt es uns sehr gut. Obwohl Oberrad so nah am Stadtzentrum liegt und wir über das Mainufer in wenigen Minuten hierher geradelt sind, fühlen wir uns schon so, als wären wir ganz weit weg vom Trubel der Stadt.
Unser erstes Ziel ist das Grüne Soße Denkmal in den Oberräder Feldern. Alle Kräuter, die in der Grünen Soße Verwendung finden, wachsen auf den Feldern oder in den Gewächshäusern in Oberrad und hier sehen wir, um welche Kräuter es sich handelt. Sieben kleine Gewächshäuser symbolisieren Kerbel, Kresse, Borretsch, Petersilie, Pimpinelle, Schnittlauch und Sauerampfer. Am liebsten würden wir jetzt direkt eine Grüne Soße essen gehen, aber das müssen wir noch ein wenig verschieben.
Wir schlendern weiter durch den Ort in Richtung Stadtwald und erhaschen die eine oder andere 'typische' Ortsansicht. Der Stadtteil selbst ist durchmischt und besteht aus verschiedenen Siedlungen. Von Hochhaussiedlungen über Villenviertel bis zur sogenannten Tellersiedlung setzt sich der Ort ganz unterschiedlich zusammen. Wir erfahren, dass die Tellersiedlung einst eine Mustersiedlung war. In den 1920er Jahren wuchs Frankfurt besonders stark, und es wurde dringend Wohnraum benötigt. In vielen Frankfurter Stadtteilen entstanden sogenannte Mustersiedlungen und Architekten wie Ernst May probierten neue Konzepte aus. May wählte für den Bau der Siedlung im Jahr 1927 ein quadratisches Grundstück mit der Größe von 13 Hektar. In der Mitte der Siedlung befindet sich eine Straße, die bis heute „Im Teller“ heißt. Entlang dieser Straße entstanden auf zehn tiefen Grundstücken zehn Doppelhäuser mit zwei Geschossen. Auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks steht jeweils ein Gewächshaus. Alle Häuser haben ein Flachdach und sie gehören zur kubischen Architektur. Bis heute hat sich hier kaum etwas verändert.
Sobald man den Ort in Richtung Stadtwald verlässt, zeigt sich wieder das "Gärtnerdorf" mit Gewächshäusern und Feldern.
Wir schlendern ca. zehn Minuten durch das Grün und erreichen dann den Wald. Hier stoßen wir schnell auf den Waldspielpark Scheerwald. Der Scheerwald liegt am Rande des Stadtwaldes. Er ist ein beliebtes Ausflugsziel besonders für Familien, die die vielen schattigen Grillplätze nutzen. An einem heißen Tag wie heute lässt es sich hier besonders gut aushalten.
Als wir aus dem Wald treten, fällt auf, wie heiß es wirklich ist und wie schön der Wald kühlt. Wir sollten wirklich öfter mal in den Stadtwald gehen. Das aber nur am Rande erwähnt, denn jetzt fokussieren wir uns dringend auf unser Eis.
Keine zehn Gehminuten später erreichen wir im Ortskern auch schon die Eisdiele "La Dolce Vita", die richtig gut besucht ist. Und tatsächlich - es gibt wirklich ein Grüne-Soße-Eis mit frischen Kräutern. Außergewöhnlich schmeckt es. Aber irgendwie auch außergewöhnlich gut. Sehr authentisch nach Grüner Soße! Wir lassen es uns schmecken!
Und weiter geht es wieder durch die Felder zum Mainufer. Dort stoßen wir auf die Gerbermühle. Das heutige bekannte Restaurant mit großem Sommergarten ist ein Wahrzeichen Oberrads und eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Umgebung. Die Gerbermühle steht aufgrund ihrer literaturgeschichtlichen Bedeutung, die sie infolge der Besuche von Johann Wolfgang von Goethe in den Jahren 1814 und 1815 erlangte, als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz des Landes Hessen.
Von hier hat man außerdem einen traumhaft schönen Blick auf die Frankfurter Skyline.
Hundert Meter weiter lassen wir uns auf den Stufen der Steganlage der Frankfurter Rudergesellschaft Oberrad nieder. Auch hier gibt es noch einige nette Biergärten und wir planen schon unseren nächsten Besuch. Zum Grüne Soße essen natürlich. Bis bald, Oberrad!