Unterwegs „Auf Goethes Spuren“!
Der Rundwanderweg „Auf Goethes Spuren“ führt vom Goethe-Haus über Gerbermühle, Goetheturm und Goetheruh bis hin zum Willemer-Häuschen und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Die rund elf Kilometer lange Strecke zeichnete einst die Zeitschrift des Deutschen Volkssportvereins (DVV) als Deutschlands schönsten Wanderweg in der Kategorie „Stadt und Kultur“ aus.

Die Hinweistafeln des gut ausgeschilderten Goethe-Rundweges zeigen das Konterfei des Dichters; gezeichnet von Illustrator und Cartoonist Hans Traxler, der zur Neuen Frankfurter Schule zählt.
Folgt man den Tafeln, sammelt man nicht nur ordentlich viele Schritte, sondern auch wundervolle Eindrücke von Goethes Zeit in Frankfurt.
Der bekannteste Sohn der Stadt hat viele Spuren in der Mainmetropole hinterlassen. Beim Wanderweg liegt der Schwerpunkt auf Goethes letztem Aufenthalt in Frankfurt am Main in den Jahren 1814/1815. Die Begegnung mit Marianne Willemer in dieser Zeit inspirierte Johann Wolfgang Goethe zu seinem Spätwerk "West-Östlicher Divan". So sind die Stationen des Weges neben seinem Geburtshaus, das Goethe-Museum, die Gerbermühle, die Goetheruh und das Willemer-Häuschen.
Wir starten am Goethe-Haus am Großen Hirschgraben 23-25. Das wichtigste Ziel für Goethe-Liebhaber in Frankfurt ist das Geburtshaus des Dichterfürsten. Den Grundstein für das Goethe-Haus in seiner jetzigen Form durfte Johann Wolfgang im Alter von circa fünf Jahren selber legen, als der Vater die geerbten Häuser zu einem großbürgerlichen Anwesen umbauen ließ. Noch heute verschafft ein Gang durch das Goethe-Haus dem Besucher einen lebendigen Eindruck davon, wie man zu Goethes Zeit gelebt hat. Angeschlossen an das Goethe-Haus und mit einem direkten Zugang verbunden, gelangt man in das Goethe-Museum, welches Besucherinnen und Besuchern eine umfangreiche Sammlung von Gemälden und Dokumenten aus Goethes Leben und Zeit präsentiert. Neben Handschriften und Portraits des Dichters, werden auch Werke von Künstlerinnen und Künstlern der Goethezeit ausgestellt, die den Dichter und sein Werk beeinflusst haben.
Von hier aus folgen wir den Wegweisern über den Paulsplatz, vorbei an der Paulskirche, über dem Römerberg durch die neue Altstadt über die Alte Brücke auf die andere Seite des Mains. Im Schatten der Europäischen Zentralbank laufen wir in Richtung Gerbermühle. Nicht zu vernachlässigen ist natürlich der imposante Skyline-Blick, den wir immer wieder erhaschen, sobald wir zurückschauen.
Nach dem Goethe-Haus ist die Gerbermühle am Mainufer wohl der Ort in Frankfurt, der am stärksten mit Goethe verknüpft ist. Die Gerbermühle war einst der Sommersitz des Bankiers Johann Jakob von Willemer, den der Dichter 1815 dort mehr als vier Wochen besuchte. Hier begegnete der 65-jährige Goethe der jungen Marianne von Willemer und verliebte sich in sie. Aus der Zuneigung entwickelte sich eine tiefe Liebe. Hatem und Suleika, wie Goethe und Marianne Willemer sich in ihren Briefen nannten, haben sich im „West-Östlichen Diwan“ verewigt. Dieses reife Alterswerk Goethes enthält auch Liebesgedichte Mariannes, die sie an den wieder nach Weimar zurückgekehrten Dichter geschrieben hatte. Heute beherbergt die Gerbermühle ein gemütliches Hotel und ein Restaurant. In den Sommermonaten kann man im großen Garten unter Kastanienbäumen sitzen und den Blick auf den Main und die Skyline genießen. Wir ziehen weiter in Richtung Oberrad.
Wir durchqueren den Ortsteil, passieren dabei noch das Grüne-Soße-Denkmal und fragen uns, ob Goethe wohl auch schon damals Grie Soß‘ gegessen hat? Google verrät uns, dass es eine Legende gibt, nach der die Grüne Soße Goethes Leibspeise gewesen sei. Uns gefällt dieser Gedanke und wir recherchieren deshalb nicht weiter.
Nach einem Anstieg in Richtung Stadtwald erreichen wir die Straße „An der Goetheruh‘“. Dieser folgend stoßen wir auf den Hügel „die Goetheruh“. Das Areal direkt am Waldrand an der alten Landwehr wird in Gedichten als Lieblingsplatz Goethes beschrieben. „Goethes Ruh“ hat den schottischen Landschaftskünstler Ian Hamilton Finlay inspiriert, eine Säule zu gestalten. Auf einer kleinen Kuppe liegend, eröffnet sich auch von dort ein netter Blick auf Frankfurt. Sitzend auf der Sandsteinsäule kann man dann über die eingemeißelte, leicht veränderte Textzeile „Arkadien, ein Königreich in Spartas Nachbarschaft“ sinnieren.
|
|
Natürlich statten wir auch dem neu errichteten Goetheturm in unmittelbarer Nähe einen Besuch ab. Schon 1867 hatte an der gleichen Stelle ein Holzturm gestanden, der allerdings nur 22 Meter maß und nach dem Ersten Weltkrieg abgerissen wurde. Im November 1931 wurde dann der ein neuer Holzturm erbaut. Der nach dem Dichter benannte Goetheturm wurde 1931, kurz vor dem Goethejahr 1932, dem 100. Todestags des Frankfurter Dichters, eingeweiht und wurde ein beliebtes Ausflugsziel.
Es traf die Frankfurterinnen und Frankfurter mitten ins Herz, als der 43 Meter hohe Goetheturm dann in einer Oktobernacht 2017 einer Brandstiftung zum Opfer fiel und schnell stand fest, dass der Turm, möglichst im Original, wieder errichtet werden soll. Die Eröffnung des inzwischen wiederaufgebauten beliebten Frankfurter Wahrzeichens hat dann auch im April 2021 stattgefunden.
Wir machen natürlich ein Foto und ziehen weiter.
Jetzt geht es bergab in Richtung Sachsenhausen.
Dort steht das Willemer-Häuschen. Das 1810 von Bankier Johann Jakob von Willemer erbaute, turmartige Gartenhäuschen befindet sich auf dem Sachsenhäuser Mühlberg, der heute eine bevorzugte Villengegend ist. Was genau in der Nacht des 18. Oktober 1814 geschah, als Goethe zusammen mit Marianne von Willemer die rundum entfachten Freudenfeuer zum Jahrestag der Völkerschlacht von Leipzig betrachtete, bleibt unserer Fantasie überlassen. Jedenfalls scheint Marianne von Willemer seit diesem Tag zur Muse und Co-Autorin Goethes geworden zu sein. Mittlerweile wurde wissenschaftlich belegt, dass fünfzehn Gedichte des „West-Östlichen Diwans“ aus der Feder Marianne von Willemers stammen.
Das Gartenhäuschen ist geöffnet an Sonntagen zwischen Ostern bis Mitte Oktober. Die Fans des Dichters können hier auf seinen Spuren wandeln.
Wir folgen den Wegweisern immer weiter durch Sachsenhausen bis zum Eisernen Steg. Diesen überqueren wir (natürlich nicht, ohne ein Foto zu machen) und beenden unsere Wanderung wieder am Ausgangspunkt vor dem Goethe-Haus!
Fest steht, dass wir die Tour im Frühjahr oder Sommer bei schönem Wetter und geöffneten Einkehrmöglichkeiten in jedem Fall wiederholen werden!