Erlebnisbericht einer Gästeführerin: Zwischen Palmen und Skyline

Samstag, 14:30 Uhr in Frankfurt. Die Stadt ist voll. Menschen bewegen sich durch die Straßen, sie gehen einkaufen, essen, besuchen Ausstellungen, flanieren, demonstrieren oder besuchen einfach unsere schöne Stadt.

Ich bin seit über 20 Jahren offizielle zertifizierte Gästeführerin für die Stadt Frankfurt. Eine meiner Lieblingstouren „Zwischen Palmen und Skyline“ geht jetzt los. Die Gruppe ist überpünktlich, alle sehen freundlich und gut gelaunt aus. 

Los geht es am Römerberg, unserer Freilichtbühne. Am Haus Wertheym vorbei, das einzig original erhaltene Fachwerkhaus der Altstadt, geht es in die Alte Mainzer Gasse. Hier begegnen wir der Geschichte der großen Naturforscherin, Maria Sybilla Merian und halten an der eindrucksvollen Leonhardskirche von 1219. Hier liefen die ältesten Pilgerwege durch, hier hat die Buchmesse ihre Wurzeln und von der Außenkanzel der Leonhardskirche wurden Frankfurts Privilegien vorgelesen.

Am Main angekommen schauen wir dribbdebach (auf der anderen Mainseite) zum Museumsufer, links hinten ist die EZB zu erkennen. Der Main ist eines der ältesten und wichtigsten Verkehrswege der Stadt. Am Main finden große und alte Bürgerfeste statt, das Museumsuferfest und das über 600 Jahre alte Fischerstechen. Sport, Wohnen, Feiern – all das ist am Main möglich. Und wir erfahren, dass Frankfurt 1889 einer Katastrophe entkommen ist. Wäre hier doch beinahe die Kaiserin Sisi fast verunglückt.

Unser Spaziergang führt uns weiter nach NIZZA. Ja, das liegt unbekannterweise am Main. Zwischen Palmen, Oliven, Yuccas und Bananen geht durch einen Park. Am Nizza gab es ab 1886 den sog. Grindbrunnen, aus dem man Heilwasser zum Rachengurgeln nutzte. Ab 1889 konnte man hier in Badeanstalten schwimmen und später sogar Rollschuhfahren.

Ab 1806 wurde die Stadtbefestigung, eine Festungsanlage mit Wassergraben, geschleift. Die Wallservitut von 1827 ermöglicht seither entlang der alten 5 Kilometer langen Befestigungsanlage einen öffentlichen Landschaftsgarten. Grünflächen, die heute für die Stadt wichtiger sind denn je. Wir flanieren am Märchenbrunnen vorbei sowie am Ottmar Hörls Eurozeichen. Wir halten im Schatten eines Ginkgo Baumes und lauschen Goethe. Der „nicht Frankfurter“, Friedrich Schiller dient heute einer Gruppe demonstrierender Querdenker als Orientierung. Ob er ihre Positionen befürwortet hätte, fragen wir uns? Wir denken, wohl eher nicht.

Um uns herum – Mainhatten – Frankfurts Hochhäuser. Auf Ihnen nisten Greifvögel wie auf Felsen, es wird Honig produziert und im inneren wird natürlich Geld gemacht.

In Deutschland produzierte Filme und Werbefilme, die amerikanische Städte zeigen, werden sehr oft in Frankfurt, genau hier im Bankenviertel an der Neuen Mainzer Straße, gedreht.

Kurz vor unserem Ziel dann versperren uns drei Grazien den Weg. Aglaia, Hegemone und Euphrosine, in der griechischen Mythologie Töchter des Zeus stehen für den Dank Frankfurts an die Amerikaner und allen voran an Georg C. Marshall. Geben, Empfangen und Danken sind die Zauberworte.

Einer der schönsten Plätze Frankfurts empfängt uns am Ende der Tour, der Opernplatz mit Brunnen und Opernhaus. Gleich oberhalb des Haupteinganges die Trias: Dem Wahren Schönen Guten, ein klassizistisches Leitbild. Lädt zum Nachdenken ein.

Schön war es. Ich bin beseelt, meine Gruppe lächelt. Ein Foto als Erinnerung. Danke für den gemeinsamen Weg.

extern Calogera von Auw Gästeführerin Bild einer Gruppe vor der alten Oper beim Rundgang Zwischen Palmen und Skyline
Stadtführung - Gruppe vor der Alten Oper am Lucae Brunnen - © Calogera von Auw